Schuldgefühle sind zerstörerisch, sie torpedieren unser Leben und sind verdammt noch mal sehr oft einfach nicht wahr. Was sind die Auswirkungen von Schuldgefühlen? Wie komme ich raus aus Schuldgefühlen? Welche neuen Gedanken kann ich denken? All das erfährst du in diesem Artikel.
Schuldgefühle begleiten uns, besonders in Deutschland, seit Jahrzehnten. Es ist definitiv ein kollektives Thema. Nach meiner Erfahrung verknüpft es sich gerne mit Erfahrungen und Erlebnissen, die wir hier in diesem Leben machen. Denn dann hat dieses kollektive Gefühl einen Anker, eine „Berechtigung“. Oder aber, wir spüren diese Schuldgefühle wie so ein waberndes Gespür, das immer mal hochschwappt und du dich fragst: „Verdammt, woher kommt dieses Gefühl? Ich kann es mir nicht erklären.“
Schuldgefühle sind zerstörerisch
Woher auch immer, es ist ein sehr zerstörerisches Gefühl und hindert uns daran, in die innere Freiheit zu kommen, uns selbst zu lieben und dem Leben zu vertrauen. Wir zweifeln an uns, grübeln, bremsen uns aus. Wir versäumen, unser Leben so zu gestalten, wie wir es uns wünschen. Oft landen wir damit in einem Burnout.
Wenn wir als Baby, Säugling oder Kind zu wenig bekommen haben, entwickeln wir das Muster: ok, ich versuche es dir zu geben, was ich eigentlich brauche. Da dieses Muster im Unterbewusstsein landet, agieren wir weiterhin so, auch wenn wir schon lange unser eigenes Leben leben. Das heißt, ich gebe und gebe und gebe und suche mir oft auch Menschen, die genauso in (innerer) Not sind, wie Mama/Papa/Bezugsperson. Oder ich suche Menschen, die in Süchten gefangen sind. So oder so: es ist ein Fass ohne Boden.
Jeder Mensch hat die Aufgabe in seinem Leben, das in sich selbst zu finden, was er sich wünscht. Und sein Leben so zu gestalten, wie er es haben möchte. Und vielleicht ist das ja sogar die einzige Aufgabe, die wir im Leben haben?

Auswirkung von Schuldgefühlen
- Wir fühlen uns schuldig und versuchen „es“ wiedergutzumachen.
- Wir trauen uns nicht, uns zu zeigen, sichtbar zu sein.
- Wir bleiben in Situationen drin, die uns nicht guttun.
- Wir bleiben mit Menschen zusammen, mit denen wir uns nicht wohlfühlen.
- Wir bleiben in Co-Abhängigkeit stecken. Für mehr Infos zu dem Thema: Coda verstehen, dort gibt es auch kostenlose Materialien zum Herunterladen.
- Wir übernehmen keine Verantwortung für uns selbst. „Mama, Papa, Partner, Staat, die Gesellschaft…. soll machen, nicht ich.“
- Wir fühlen uns wertlos, zweifeln an uns, Unsicherheit plagt uns.
All das ist meistens in den Tiefen des Unterbewusstseins versenkt. Diese Information finde ich deshalb so wichtig, damit wir nicht anfangen uns selbst schlecht zu machen, uns zu verurteilen und abzuwerten.

Das Bewusstmachen ist der erste Schritt. Im zweiten Schritt kann ich anfangen, mich zu beobachten und mich fragen: Wie würde es sich besser anfühlen?
Raus aus den Schuldgefühlen
Verantwortung und Schuld sind zwei Seiten einer Medaille.
- Stelle das Schuldgefühl infrage.
Wir haben oft als Kind Vorstellungen und Ideen entwickelt, oder auch entwickeln müssen, die einfach nicht wahr sind. Sobald wir uns das bewusst machen, ist es offensichtlich. Doch wenn wir es noch nie infrage gestellt haben, wirkt es aus dem Unbewussten heraus und beeinflusst unser Leben. - Habe ich wirklich etwas getan, was ich wiedergutmachen muss? Wenn ja, mache es wieder gut, es sei denn, dadurch verletzt du dich oder andere.
- Schau genau hin. Schuldgefühle verstecken sich oft in dem Glauben: Ich bin ein schlechter Mensch. Und das ist mit dem erwachsenen Verstand oft irrational oder echter Quatsch. „Ich bin ein schlechter Mensch, weil mein Papa gestorben ist.“ Quatsch! „Ich bin ein schlechter Mensch, weil meine Eltern sich getrennt haben.“ Quatsch! Der Erwachsene weiß es und trotzdem torpediert dieser Glauben das eigene Leben, solange, bis wir es drehen.
- Frage dich: Wie viel Prozent von dem Gefühl ist nicht meins?
Auch das passiert in der Kindheit: Wir übernehmen Gefühle von unseren Familienmitgliedern, von Mama und Papa – aus Liebe. Das ist ein energetischer Mechanismus, wir spüren das schmerzhafte Schuldgefühl von Mama oder Papa und übernehmen es, damit sie es leichter haben. Gerade gestern habe ich eine Heilsession gegeben und sie hat 100 % Schuldgefühl übernommen, nichts davon gehörte ihr. Und wir können nur unser eigenes lösen, nicht das von anderen. Doch du kannst das übernommene Gefühl mit Liebe und Anerkennung zurückgeben. - Gib die Schuldgefühle zurück, die nicht deine sind.
- Kläre den Ursprung der Angelegenheiten (immer wieder): Die drei Angelegenheiten: meine, deine und die des Universums und halte sie im Bewusstsein, wenn du mit anderen zusammen bist.
Meine eigenen Angelegenheiten – alles, was ich denke, fühle, sage und tue; wie ich agiere und wie ich auf andere Menschen reagiere; was ich aus den Umständen und Situationen in meinem Leben mache.
Angelegenheiten anderer Menschen – alles, was andere Menschen denken, fühlen, sagen und tun; wie andere agieren und reagieren, was andere aus den Umständen und Situationen ihres Lebens machen.
Angelegenheiten des Universums (Gottes oder einer höheren Macht) – alles, was außerhalb meiner oder deiner Kontrolle oder der Kontrolle von irgendjemand sonst liegt.
Wenn wir in den Angelegenheiten von anderen unterwegs sind und die Verantwortung für sie übernehmen, ihnen alles abnehmen oder für sie regeln, bremsen wir sie in ihrer eigenen Entwicklung aus. Wir schaden ihnen damit! - Beobachte dich in deinem Verhalten mit der Haltung: ach, das ist ja interessant.
- Sei liebevoll mit dir und mache dir bewusst: Alles hat seinen Ursprung und seine Berechtigung. Alle Gefühle, Verhaltensweisen und Muster. Und du kannst jederzeit eine neue Wahl treffen. Jetzt.
- Nimm deine Macht über dein Leben zu dir zurück.
- Gehe in deine Kraft/Aufrichtung/Verantwortung.
- Lerne und übe, dich abzugrenzen.
- Nimm eine klare Haltung ein zu dir und deinen Werten.
- Wenn Eltern im Jammern bleiben. Eltern sind so, wie sie sind. In mindestens 80% der Fälle bleiben sie auch so. Das heißt: Ich muss für mich einen Umgang finden mit ihrem So sein. Und die Konsequenzen tragen, im Sinne von: Ich schaue, wie ich es gestalten kann, sodass es ok ist für mich. Ich kommuniziere, was ich nicht will, sage, was ich mir wünsche und gestalte die Umstände für mich. Manchmal kann es sinnvoll sein, den Kontakt zu beenden.

Hilfreiche neue Ansichten
„Das, was zwischen euch ist, geht mich nichts an.“
Mitgefühl ist eine gute Sache – im Gegensatz zum Mitleiden – ich muss jedoch keine Handlung daraus ableiten.
Ein Paar hat immer 50/50 Verantwortung für das, was zwischen ihnen ist.
Was können hoch traumatisiere Eltern weitergeben? Oft gar nichts mehr. Die Eltern sind für sich verantwortlich, nicht die Kinder.
Als Elternteil bin ich genügend gut. Punkt. Ich erlaube mir Mensch zu sein, Fehler zu machen und ich stehe dazu.
Ein Kind kommt auf die Welt, weil das Leben es so gewollt hat.
Ich übernehme die volle Verantwortung für mich selbst.
Die einzige gesunde Verbindung zwischen Menschen ist die Liebe.
In einem Beruf, in dem ich Verantwortung für andere habe, mache ich bewusst Feierabend. Ich lasse die Verantwortung auf der Arbeit und stelle mich selbst an die erste Stelle.
Es ist, wie es ist.
„Ent-schuldige bitte“ – impliziert: Du musst es machen. So bleibt die Schuld(verteilung). Besser: „Es tut mir leid.“
„Ich achte dein Schicksal. Ich verneige mich vor dir und deinem Weg. Doch du musst es alleine tragen.“
„Ich bekomme hier nichts mehr. Ich gebe die Hoffnung auf, dass ich das bekomme, was ich hätte bekommen sollen, was ich von dir gebraucht hätte.“
Die Macht in der alten Geschichte lassen. Die „Täter“ konnten es nur so.
Wie lebe ich heute erwachsen in meinem Raum, wenn ich die Themen der Eltern dort lasse?
Die Verantwortung der Eltern hört irgendwann auf. Früher lag das Alter des Erwachsenseins bei 21 Jahren.
Eltern können es oft nicht zugeben, weil Schuld sich einfach scheiße anfühlt.
„Ich konnte es damals nicht besser. Es tut mir leid.“
Gemeinsame Verleugnung hält das System aufrecht.
Erben ist wie Liebe verteilen. Wenn ich nichts bekomme: „Aua, es tut weh, nichts zu bekommen.“ Betrauere es.
Ich möchte mich von Herzen bedanken bei den Dr. Reisach Kliniken: Hochgrat-Klinik und Adula-Klinik für das Herzblut in ihrer Arbeit, für das geniale Konzept der therapeutischen Gemeinschaft und für die öffentlich zugänglichen Vorträge in der Hochgrat-Klinik. Danke, liebe Bettina von Nottbeck, für deinen Vortrag zu dem Thema und die Anregung zu dieser Anleitung.